
Herzlich Willkommen bei den Gänsehälsen
Die Geschichte der Gänsehälse begann in den Achtzigern, in einer Zeit als die Welt noch in Ordnung war: gegessen wurde in Wirtshäusern und nicht in hippen Burgerläden, man(n) traf sich sonntags zum Frühschoppen und Helmut Kohl war Bundeskanzler. Es war „die gute, alte Zeit“, auf die man sich heute so gerne beruft. Zu dieser Zeit geschah es, dass eine Gruppe junger Männer, aus denen später die ersten Gänsehälse werden sollte, mit viel Spaß an diversen karnevalistischen Veranstaltungen teilnahm. So auch im Frühjahr 1986. Man war in Essen-Steele zu Gast bei einer Herrensitzung und hatte – wie immer – jede Menge Spaß. Aber Steele war so weit weg und das Herz von Bodo von Rappard und Hannes Schmitz hing nun mal an Rüttenscheid. Während in den 60er und 70er Jahren noch jede Menge Karnevalsvereine Ihre Sitzungen im Saalbau abhielten, so sah es in den 80ern diesbezüglich eher mau aus. Es musste also etwas passieren.
Kurzum, man trommelte am 10.04.1986 die ganze Bande im Jagdhaus Schellenberg zusammen um nun endlich „Nägel mit Köppen“ zu machen. Erfreulicherweise folgten zwölf Männer dem Aufruf, dass reichte locker für einen Elferrat. Jetzt fehlte nur noch ein Motto, dann konnte es losgehen. Man besann sich auf gute, alte Tugenden und verschrieb sich „der Pflege und Förderung von Brauchtum und Geselligkeit“. Dies war die Geburtsstunde der „Gänsehälse“! Apropos Gänsehälse: wie es zu dem Namen kam ist leider nicht überliefert, was aber daran liegen kann, dass der ein oder andere „Samtkragen“ an der Namensfindung beteiligt war.
Voller Elan ging es nun an die Planung der ersten eigenen Herrensitzung, welche im Februar 1987 stattfinden sollte. Mit preußischer Akribie wurde ein passender Veranstaltungsort gewählt, Aufgaben delegiert, Gastronomen gesucht und Künstler angeheuert. Allerdings gab es hier direkt zu Beginn wieder eine kleine Hürde zu nehmen. Als Ort des Geschehens wurde (natürlich) der Saalbau auserkoren – die beste Adresse für Veranstaltungen dieser Art. Das Problem war, dass außer unseren Gänsehälsen auch jede Menge andere Firmen und Vereine im Februar 1987 den Saalbau nutzen wollten und bei der Terminfindung schneller waren. Die Freitags- und Samstagstermine waren alle vergeben. Was tun? „Egal, dann feiern wir eben dienstags“ war der einhellige Tenor und so wurde es dann auch in die Tat umgesetzt. Die Eintrittskarten wurden allesamt von den Gänsehälsen an Freunde und Bekannte verkauft und ruckzuck war die erste Herrensitzung ausverkauft. Im Übrigen hat sich dies bis heute nicht verändert: die Karten werden nach wie vor persönlich von den Gänsehälsen verkauft und die Herrensitzung ist seit Ihrer Premiere im Jahre 1987 jedes Jahr ausverkauft, worauf die Gänsehälse schon ein bisschen stolz sind.
Die Premiere war gelungen und man freute sich auf viele weitere unterhaltsame Herrensitzungen, als schon die nächsten Gewitterwolken am Horizont aufzogen. Denn bei aller Liebe und Leidenschaft, die die Gänsehälse bei der Planung an den Tag gelegt hatten, haben sie eine wichtige Komponente völlig außer Acht gelassen: Ihre Frauen! Nicht dass diese ihnen den Spaß und Erfolg nicht gegönnt hätten, im Gegenteil. Inspiriert vom Spaß ihrer Männer beanspruchten sie das gleiche für sich. Nun war guter Rat teuer. Wie sollte das gehen? Eine Herrensitzung mit den eigenen Frauen? Unvorstellbar. Dies verstößt sicherlich gegen geltendes karnevalistisches Recht. Doch es musste eine Lösung her, und zwar schnell. Also wurden (mal wieder) die Köpfe zusammengesteckt bis sie qualmten und nach langen Überlegungen wusste man: es muss eine zweite Veranstaltung her. Da Bescheidenheit traditionell nicht die größte Tugend der Gänsehälse war, war die Planung – inspiriert von Oscar Wildes Zitat „Ich habe einen ganz einfachen Geschmack: Ich bin immer mit dem Besten zufrieden.“ – relativ einfach. Es sollte ein rauschendes Fest werden, mit feiner Abendgarderobe, opulentem Saal, köstlichem Buffet und hervorragenden Künstlern. In aller Bescheidenheit taufte man das neue Kind dann auch ganz dezent auf den Namen „Fest der Feste“ und die Premiere Ende der Achtziger in der Messe Essen war – wie sollte es auch anders sein – ein voller Erfolg.
Die Achtziger gingen, die Neunziger kamen. Und wie das bei so einem Wechsel üblich ist, brachte auch das neue Jahrzehnt Veränderungen mit sich. Die DDR verabschiedete sich von der politischen Landkarte, Handys kamen in Mode und die Gänsehälse wurden vom Vereinsregister nun endlich als „eingetragener Verein“ anerkannt. Ansonsten ist eigentlich nicht viel passiert.
Das nächste einschneidende Ereignis fand zu Beginn des neuen Jahrtausends statt. Der wunderschöne aber leicht betagte Saalbau wurde umfangreich saniert und sollte fortan die Philharmonie Essen beherbergen. Ein guter Zeitpunkt für unsere Gänsehälse darüber nachzudenken, wie man die eigenen Veranstaltungen denn verbessern könnte. Das Ergebnis war ernüchternd. Es gab nicht viel was man verbessern könnte, die Leute waren glücklich, so wie die Feste verliefen. Was viele nicht wussten (und auch bis heute nicht richtig wahrnehmen), ist das solche Veranstaltungen mit einem unglaublich hohen Planungsaufwand verbunden sind. Hier könnte man doch sicherlich noch etwas optimieren, dachten sie die Gänsehälse und machten sich an die Analyse. Und sie hatten recht, es gab Optimierungspotential: Die Veranstaltungsorte.
Für das Fest der Feste hatte sich die Messe etabliert, allerdings hatte sie nach wie vor einen entscheidenden Nachteil. Es fehlte ihr an fest installierter Bühnentechnik. Diese musste bei jeder Veranstaltung für teures Geld gemietet werden. Anders sah es im Saalbau aus. Allerdings drohte hier nach der Sanierung eine Kostenexplosion. Das Ziel war dadurch klar, ein neuer Veranstaltungsort musste her.
Eine erste traurige Erkenntnis war, dass man wohl nach all den Jahren Rüttenscheid den Rücken zukehren musste (ok, der Saalbau lag auch nie wirklich in Rüttenscheid, aber immerhin lag er nah genug dran.). Die zweite traurige Erkenntnis war, dass nicht viele Veranstaltungsräume beim Sprung ins neue Jahrtausend Ihren alten Charme mitnehmen konnten. Viele Säle sind zwischenzeitlich modernisiert worden und kommen nun puristischer, kühler daher. Das passte so gar nicht ins Konzept. In ganz Essen fand sich also keinen passenden Veranstaltungsort. In ganz Essen? Stimmt nicht! Denn am nördlichen Rande der Essener Innenstand verweigerte sich ein kleines, feines Varieté beharrlich, aus der „guten alten Zeit“ in die Moderne zu wechseln. Eine Bühne mit modernster Technik, ein charmanter Saal, der an die „gute alte Zeit“ erinnerte und genug Platz für viele Gäste. Es war klar – die Gänsehälse ziehen um ins GOP!‘ Und diese Entscheidung sollte kein Fehler gewesen sein. Es folgten viele unterhaltsame Abende und bis heute beheimatet das GOP sowohl die Herrensitzung als auch das Fest der Feste. Übrigens, wer einen Eindruck von den Veranstaltungen bekommen möchte, der finden auf den jeweiligen Seiten Impressionen aus den vergangen Jahren.
Bis heute noch steht der Gänsehälse e.V. für zwei Veranstaltungen, die das Kulturbild der Stadt Essen prägen und weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt sind.